Vulkane der Welt: Zwischen Grauen und Anbetung – Die Faszination der Feuerberge
Eine Ausstellung der „Vulkanologischen Gesellschaft/Volcanological Society“ e.V.
30. Mai – 15 Juli in der VHS Oberhausen (Bert-Brecht-Haus)
Am 17. Oktober des Jahres 79 n. Chr. unterbrachen die Menschen in den beiden betriebsamen Städten Pompeji und Herculaneum ihre tägliche Arbeit. In den zahlreichen Tavernen der Städte und den schattigen Innenhöfen der Häuser schauten die Menschen irritiert um sich. Ein dumpfes Dröhnen und Grollen, gefolgt von einem heftigen Erzittern der Erde schreckte sie jäh aus ihrer alltäglichen Routine auf. Sie liefen hinaus auf die Straßen und gesellten ich zu jenen, die bereits dort standen, den Blick wie gebannt auf jenen Berg in ihrer Nähe gerichtet, der ihnen seit jeher bekannt war und als beliebtes und ergiebiges Jagdrevier diente. Der grüne Riese zitterte und schleuderte eine Wolke aus Rauch, Dampf, Asche und Gestein in den strahlend blauen Herbsthimmel über dem prachtvollen Golf von Neapel. Vom Vesuv, von dem inzwischen niemand mehr wusste, dass er überhaupt ein Vulkan sei, ging eine Serie gewaltiger Explosionen aus, die riesige Mengen an Gestein aller Größen und Formen in die Höhe schleuderte, gefolgt von Lavaströmen, die sich unbarmherzig die Flanken des Berges hinunter wälzten. Schließlich brachen die bis zu 30 km hinauf in die Atmosphäre reichenden Eruptionswolken unter ihrem eigenen Gewicht in sich zusammen und rauschten als alles Leben auslöschende Glutlawinen hinab in die Küstenebene. Pompeji und Herculaneum versanken unter viele Meter dicken Schichten vulkanischen Auswurfmaterials. Nichts blieb übrig von jenen beiden blühenden Städten der campania felix. Sie waren zu Orten des Schreckens und des Unglücks, zu Gräbern Tausender ihrer Einwohner geworden. Bis heute thront der Vesuv, einer der gefährlichsten Feuerberge unseres Planeten, wie ein großes, schwarzes Raubtier über dem Golf von Neapel. Seit dem März 1944 schläft er. Doch er wird wieder aufwachen, irgendwann.
Ohne die Vulkane gäbe es um unseren Planeten herum keine Atmosphäre, gäbe es keine Pflanzen, dies diese mit ihrem Sauerstoff in atembare Luft verwandelt hätten. Die fruchtbarsten Böden unseres Planeten verdanken wir unseren Feuerbergen. Sie ermöglichen Leben und fordern es unbarmherzig wieder ein. Sie widersetzen sich allen Versuchen, ihr Verhalten sicher vorherzusagen. Jeder Versuch ihre Lavamassen und pyroklastischen Ströme umzuleiten ist zum Scheitern verurteilt. Wir sind ihnen trotz all unserer Forschungsergebnisse und Technologien hilflos ausgeliefert. Aber Menschen leben auch mit und von den Vulkanen. Die Böden, welche ihre verwitterte Lava entstehen lässt, zählen zu den fruchtbarsten der Welt. Allein auf Sizilien ernten Bauern auf den Feldern zu Füßen des Ätna bis zu fünfmal im Jahr köstliche Zitrusfrüchte. Vulkane bringen den Tod und sie schenken zugleich Leben in Hülle und Fülle. Sie sind ihren Bewohnern und Anwohnern Heimat und sie werden ihnen manchmal zu Gräbern. Seit Menschengedenken fürchten die Menschen die zornigen Feuerberge, sie lieben sie indes auch und verehren sie sogar als Götter. Ihre Faszination ist ungebrochen.
Mit unserer Ausstellung möchte die „Vulkanologische Gesellschaft/Volcanological Society e.V“ um die Unterstützung und Durchführung von internationalen Forschungsprojekten und Öffentlichkeitsarbeit zur Vulkanologie werben. Wir klären über Gefahren und Möglichkeiten des Vulkanismus auf, wollen aber auch Bewusstsein für die dem Menschen nützlichen Seiten des Naturphänomens der Vulkane schaffen. Nicht zuletzt möchten wir aber auch die Faszination zum Thema Vulkane transportieren und unsere Leidenschaft mit einem breiten Publikum teilen.
(Text: Andreas Brenneke/Mirko Weide)